Ein kurioser Road-Trip durch die mongolische Steppe

Das erste Ziel meiner Weltreise war die Mongolei – einer der coolsten Road-Trips, die ich in meinem Leben hatte, wie du nun in diesem Auszug von
Stoppt die Welt, ich will aussteigen!
lesen kannst“
Kamele, Pferde, Schafe, Ziegen rauschen an mir vorbei. Habichte schrecken auf. Tausende Wüstenmäuse springen panisch zur Seite und versuchen ihre kleinen Mäuse-Ärsche vor unseren Reifen zu retten.

Tsönnar, mein kinder- und frauenloser Fahrer, hat nichts zu verlieren. Und fährt auch so. Raser sind nichts Ungewöhnliches. Doch mein mongolischer Freund fährt neben der Straße. Allerdings ist sein klappriger Hyundai weder ein schnittiger Landrover noch ein stolzes Steppenpferd. Ich frage vorsichtig, warum er nicht auf der Strasse fährt? „Ich bin früher Pferderennen geritten und mag den Sand!“ Schön für ihn!
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Polizeikontrolle

Tsönnar steigt aus, geht zum Polizisten, zeigt den Führerschein. Er kommt wieder und flucht. Er kramt im Handschuhfach, kriecht untern Sitz. Er findet eine olle Keksdose und packt ein ölverschmiertes Kabel hinein. Dazu legt er drei versiffte Verbandspäckchen, die er hinterm Handschuhfach findet und fügt zwei Kopfschmerztabletten aus seiner Hosentasche hinzu. Voilà: Das Sanitätsset ist fertig. Er kommt tatsächlich damit durch!
918 Schlaglöcher später nähern wir uns einer Felswand mit ein paar Kühen, Kamelen und drei Jurten. Hier in „Bulgan aimag rasaant sum“ (viel Spaß bei der Aussprache) wohnt ein altes Hirtenpärchen.
Die 75-jährige „Dame der Jurte“ serviert Stutenmilch und Kekse als Entrée. Dazu einen klumpig gewordenen Yakmilchbrocken. Der riecht, als hättest du dir drei Wochen nicht die Zähne geputzt. Und schmeckt auch so! Ich stelle eine scheinheilige Frage, zeige auf etwas und lasse den Ekelbrocken unbemerkt in meiner Jackentasche verschwinden (Ich werde ihn erst Monate später wiederfinden, aber Details dieser Begegnung sind wegen größerer Grausamkeit aus meinem Reisebuch zensiert worden).
Die Wirbelsäule als Zeitvertreib
Nach dem Essen zaubert der Alte ein seltsames Säckchen hervor. Heraus purzeln kleine Stücke, die aussehen wie Wirbelknochen einer Ziege. Ich reibe mir meine Augen … es sind Wirbelsäulenknochen einer Ziege! Und die nehmen wir nun als Spielzeug: Je nachdem, auf welcher Seite der Knochen liegt, bedeutet der kleine Knochen-Würfel entweder „Pferd“‚ „Kamel“, „Ziege“ oder „Schaf“. Damit spielen wir nun „Pferderennen“. Wer ein „Pferd“ würfelt, darf eins vorrücken, wer zwei Pferde würfelt, darf zwei vor, usw.

Als wir am nächsten Tag bei vollem Karacho durch die Gegend brausen (wie schnell genau, kann ich nicht sagen; der Tacho ist kaputt), setzen wir laut auf. Tsönnar bremst, steigt aus und sagt unbeteiligt nur „Oh-oh“. Fünf Minuten später ist der neue Reifen bereits montiert – bis auf die vierte Schraube, die er nicht mehr findet …
Reise, lebe, leide mit mir …
Kuriose Abenteuer. Wahn-witzige Begegnungen in 18 Ländern. Wie wäre es auszuwandern und in China, Australien, der Südsee, Südamerika oder New York zu leben? Wie fühlst du dich, wenn du dich endlich traust, mal loszulassen. Und wie, – wie zum Teufel – ist man ein gebratenes Meerschweinchen???
